• 1. Tag Kurz begegnen sich Nacht- und Tagmenschen im Bahnwagen noch vor Sonnenaufgang. Wie tote Fliegen liegen die einen in den Sitzen, gezeichnet von der langen Nacht werden sie den Tag wohl mit brummendem Schädel verschlafen. Vorfreude hingegen in unseren Gesichtern auf die kommenden Tage! Die Fortsetzung der letztjährigen Tourenwoche ist angesagt. Schlechte Sicht verhindert den geplanten Zustieg zur Keschhütte via Skigebiet Darlux. Also nehmen wir den eher mühsamen Hüttenzustieg durchs Val Tuors in Angriff. Die Keschhütte empfängt uns mit einem deja vu, komplett eingenebelt. Doch die Prognosen für morgen sind top und so kommt es auch.
• 2. Tag Acht Uhr 15 ist eine vernünftige Startzeit. Zum Einfahren ziehen wir erste Schwünge in den Pulverschnee und merken schnell; das kommt gut. Kurz vor Alp Funtauna nutzen wir die ersten Sonnenstrahlen für eine kleine Rast, gleichzeitig heisst es Felle montieren für den Aufstieg Richtung Grialetsch. Auf dem Sattel angekommen fragende Blicke Richtung Gipfel und Richtung Bergführer, können wir es wagen? Michi geht voraus, mit Steigeisen und Pickel folgen wir mit Abstand in seinen Stapfen. Es ist steil aber es geht gut voran und schon bald geniessen wir das Gipfelpanorama. Der Abstieg zum Skidepot erfordert nochmals unsere ganze Aufmerksamkeit. Wir versüssen uns den gelungenen Tag mit einer tollen Abfahrt bis Pt. 2373 wo wir nochmals kurz anfellen und zur Grialetschhütte aufsteigen. Es ist kalt geworden und wir suchen die Nähe des Ofens in der schön renovierten Stube.
• 3. Tag Ein strenger Tag steht uns bevor, Verschiebung in die Tuoihütte. Der Aufstieg Richtung Sarsura lässt unsere Blicke im Grialetsch Kessel auf die vielen unverfahrenen Hänge schweifen, hier könnte man gut 2 Tage verbringen. Für den Gipfel braucht es diesmal keine Steigeisen. Die Abfahrt über den Vadret da Sarsura ist einfach Genuss pur. Weiter unten wird es ruppiger über die Ausläufer der mächtigen Lawinenkegel. Die von der Druckwelle am Gegenhang geknickten Bäume sind eindrückliche Zeugen solcher Naturgewalten. Zwischen Susch und Zernez erreichen wir den Talboden. Nach 2.5km Skating auf der Loipe haben wir uns eine Stärkung verdient. Weiter geht es mit Zügli und Bus nach Guarda. Der Zustieg zur Tuoihütte zieht sich nochmals dahin, doch endlich sehen wir die Fahne und wir werden vom Hüttenwart freundlich empfangen. Als Regenerationsmittel hat jeder seinen Favoriten: Weizenbier, Bier mit Citro oder Bier mit Cola, Prost!
• 4. Tag Heute erwartet uns ein schöner Aufstieg durch coupiertes Gelände Richtung Jamspitz. Beobachtet werden wir vom mächtigen Piz Buin. Einige Spitzkehren sind beim Aufstieg zur hinteren Jamspitze erforderlich. Aus Oesterreich nähert sich schon die nächste Gruppe, doch es ist klar, entjungfert wird der Jamtalgletscher heute von uns! Wer bei dieser stiebenden Abfahrt keinen Spass hatte der sollte mit Skitouren aufhören oder seine alten Latten entsorgen, nur fliegen ist schöner! Euphorisiert von diesen Schwüngen nehmen wir den kleinen Gegenanstieg zum Rosskopf in Angriff und geniessen dort die wärmenden Sonnenstrahlen sowie unsern Lunch. Die Abfahrt zur Hütte war nochmals reine Freude, einzig bei Aldo freute sich nur der Servicemann. Die scharfen Blicke der anderen Gäste unter den Tisch gelten nicht in erster Linie unseren knackigen Wadeln sondern den begehrten Hüttenfinken. Ueberzeugt haben uns Küche und Wechselkurs.
• 5. Tag. Jamtalferner, diesmal wieder rauf. Lob vom Bergführer, mit unseren Wehwechen seien wir gar nicht so schlecht unterwegs. Auf der Ochsenscharte zieht es mächtig, ein Schluck Tee, Felle Weg und nichts wie runter zur Wiesbadenerhütte. Kalt ist es auch hier. Erst einmal ist Mittagessen auf der Hütte angesagt. Unterdessen werden Pläne für das Nachmittagsprogramm geschmiedet, schlafen, dösen oder nochmals anfellen. Letztere Gruppe war in der Mehrzahl, anschliessend Feierabendbier auf der Terrasse! Zum Nachtessen existiert ein Dresscode: Daunenjacke! Fortsetzung findet das Ganze im Schlafraum: Schlafsocken, Mütze, 3- fach Wolldecke, alles ist erlaubt, nur frieren ist doof.
• 6. Tag Der Piz Buin steht immer noch da und geistert in den Köpfen herum. Also nichts wie los. Der Aufstieg über den Ochsentalgletscher führt über 2 Steilstufen vorbei an blankem Gletschereis, imposant! Heute muss der Bergführer sein Honorar nochmals so richtig verdienen, der Gipfel ist angesagt. Einzig der leicht schwächelnde Schreibende sowie unser Kameramann bleiben auf der Buinlücke zurück und geniessen die Jause. Die Gipfelstürmer kehren zufrieden zurück, weiter geht’s Richtung Silvrettapass wo wir im Windschutz der mächtigen Felsformationen umrüsten auf Abfahrt. Wir halten uns links, geniessen die nach wie vor guten Schneeverhältnisse, wechseln ins Verstanclatal und überqueren den Bach. In der Ebene wärmt die Sonne so richtig schön, bevor es auf dem Waldweg Richtung Monbiel nochmals frisch wird. Im hübschen Bergasthaus Garfiun stossen wir gemeinsam auf die rundum gelungene Tourenwoche an. Danke an alle Beteiligten für die unvergesslichen Tage! Noldi, Guido, Stefan, Pesche, Aldo und Michi