Sechs Uhr morgens am Bahnhof Weinfelden beginnt das sagenumwobene Frauenkletterwochenende. So früh und doch sehr motiviert machten wir uns mit dem Zug auf den Weg nach Wasserauen. Langsam entkam die Appenzellerbahn dem Unterlandnebel und wir trafen in Wasserauen auf die restlichen Kletternovizinnen. Wir begaben uns an den zweistündigen Aufstieg zur Meglisalp. Der Aufstieg gestaltete sich einfacher als vermutet. Der Seealpsee lag friedlich unter dem schönen Höhenweg. Vor uns erhellte sich der Säntis, Mesmer und Schäfler durch die Morgensonne. Nach einer kurzen Stärkung auf der sonnigen Terrasse der Meglisalp wanderten wir zur nahegelegenen Kletterwand. Jeder konnte seine Kletterkünste im griffigen Kalk erproben. Thabea erteilte gezielten Technikunterricht. Die grossen Kalkauswaschungen haben Fenster gebildet, die perfekten Halt bieten. In einem dieser Höhlen ertönte Fauchen und Klopfen. Nach kurzem Schreck und grossem Gelächter entschieden wir, dass es sich dabei nicht um einen Drachen handelte.
Gegen Abend begaben wir uns an eine überhängende Abseilstelle. Der Nebel holte uns ein und plötzlich konnte man die Tiefe der Abseilstelle nur noch erahnen. Alle Frauen bezwangen ihre Ängste und stürzten sich über die Klippe, natürlich angeseilt. Ein paar kamen sogar auf den Geschmack und pendelten über dem Abgrund. Was mit Beifall und Zujubeln quittiert wurde.
Unser Mut wurde mit einem grandiosem vier Gänge Menu auf der Meglisalp belohnt. Vor dem Dessert übten wir mit Stirnlampe das Mehrseillängenklettern am Treppengeländer zum Massenschlaflager. Der Blick vom Abendrot über dem Hundstein versüsste den Theorieblock.
Am Sonntag waren wir schon früh am Kletterfels um die Mehrseillängen ohne Nebenbuhler vorzufinden. In Zweierseilschaften konnte jede Gruppe eine andere, ihrem Klettergrad entsprechende Drei- bis Vierseillänge klettern. Gewisse Passagen stellten sich anspruchsvoller heraus, Höhenängste mussten bezwungen, und sogar einen provisorischen Stand unter Anleitung errichtet werden. Am Ende sind alle acht Frauen mit strahlenden Gesichtern oben angekommen. Am Nachmittag war nochmals Einseillängenklettern angesagt. Es stellte sich heraus, dass Yoyo-Klettern super Spass macht.
Danach machten wir uns an den Abstieg nach Wasserauen. Knapp haben wir den früheren Zug verpasst. Wir trösteten uns mit hausgemachtem Glace. So endete das unvergesslich schöne Frauenkletterwochenende unter dem sonnengeschützen Blätterdach in gemütlicher Runde.
Jessica Roberts